Warum ich nicht aufgehört habe, mit Sexist_innen zu sprechen.

Von Ronja

Ich beziehe mich auf einen Artikel, den Fini & Sabrina vor ein paar Tagen auf dem TAZ-Blog veröffentlicht haben (HIER).

Den Text der Beiden finde ich großartig und das sei schon mal vorweg genommen:

Wir verfolgen die absolut gleichen Ziele!

Sexismus in der Punkszene abschaffen.

Wir alle wollen das Interesse an Bands mit FLINTA* Beteiligung steigern. FLINTA* den Zugang zum aktiven Teil der Szene erleichtern. Uns von Menschen frei machen, die uns belehren, einschränken oder raus drängen wollen.
Nur die Herangehensweisen sind Teilen unterschiedlich, ihr könnt selbst entscheiden, welchen Weg ihr wählt, Hauptsache, wir kommen so bald wie möglich gemeinsam ans Ziel.

Ich fange mal bei mir selbst an. Seit vielen Jahren schreibe ich für Fanzines, führe Interviews, veröffentliche Platten von Bands und teile meine Meinung mit der Szene. Garantiert würde ich viele Dinge, die ich in der Vergangenheit gesagt habe, heute so nicht mehr sagen. Würde sicher einige Platten heute nicht mehr veröffentlichen, vielen Menschen keine Fläche zur Selbstdarstellung mehr geben und würde in Diskussionen härter widersprechen.

Ich würde gezielter und hartnäckiger nachfragen. Ich würde besser recherchieren. Ich würde auch oft nicht den Mund halten, wo ich ihn früher gehalten habe.

Ich würde mich vielen toxischen Beziehungen (auf allen zwischenmenschlichen Ebenen) früher entziehen und mich zu vielen Sachen nicht überreden lassen.

Viele Ausdrücke, die ich früher verwendet habe, würde ich heute nicht mehr benutzen, viele Sachen, die ich früher für witzig gehalten habe, nicht mehr sagen.

Ich respektiere es, wenn mir mein Gegenüber mitteilt, dass sie/ihn eine bestimmte Sache stört und versuche, damit umzugehen, auch wenn ich mich dafür zurück nehmen muss.

Aber genau darum geht es mir. Um Wachstum, um Erkenntnisse, um Menschen, die den Anspruch haben, sich weiter zu entwickeln. Und sich komplett von Verhaltensweisen zu lösen, die schlichtweg sexistisch sind.

Also versteht mich nicht falsch: Ich akzeptiere kein wischiwaschi „leben und leben lassen“, kein „der ist halt so“ und kein „das ist halt sein Humor“.

Wer sich gerne weiter entwickeln will, wer cooler sein will als sie/er früher war, wer Fehler nicht wiederholen will und wer für sich und das eigene Umfeld ein besserer Umgang sein oder werden will, sollte die Möglichkeit haben, das zu tun.

Das bedeutet aber nicht, dass weiter dumme Sprüche geklopft werden können, weiter beleidigt, belehrt oder bedrängt werden darf. Es geht um die Umsetzung, nicht um die Absichtserklärung!

Es kann nicht sein, dass weiterhin Grenzen überschritten werden, weil man ja irgendwie vorhatte, das eigene Verhalten irgendwann mal zu ändern.

Der Ansatz muss da sein. Der Wandel muss erkennbar sein.

Es geht mir persönlich nicht darum, Menschen, Festivals, Bands oder Gruppen aus der Szene raus zu drängen oder sie irgendwie kaputt zu machen!

Ich wünsche mir, dass bei allen der Groschen fällt und die Erkenntnis kommt, das Punk für alle da sein kann. Auch wenn man dafür mal über den eigenen Schatten springen muss, was aber so-oder-so dringen fällig wäre.

Ich würde mir wünschen, dass das OX Fanzine mehr FLINTA* Punx Aufmerksamkeit schenkt.

Ich würde mir wünschen, dass mehr Bands mit FLINTA* Beteiligung auf dem Ruhrpott Rodeo spielen.

Ich will, dass das Thema „Awareness“ künftig auf allen Veranstaltungen als ernstes Konzept stattfindet und nicht als „meld dich am Tresen“ Poster auf dem Klo.

Ich finde es dringend nötig, dass Bands und Künstlern, die sich in Interviews negativ über FLINTA* äußern, auf den Zahn gefühlt wird.

Ich fordere, dass FLINTA* allerorts respektvoll behandelt werden.

Ich will nicht mit Leuten aus der Szene brechen, mit denen ich seit vielen Jahren zusammen arbeite, die ich auf Konzerten treffe oder wir sonst wo miteinander zu tun haben.

Ich will sie nicht canceln, wenn das, was nicht cool war, ernstzunehmend in der Vergangenheit liegt. Aber wie gesagt, die Entwicklung muss angestoßen sein und klar verfolgt werden, um ein gemeinsames Miteinander zu gewährleisten.

Ich denke trotzdem nicht, dass ich in jeder Social Media Diskussionen selbst mitmischen muss. Ich lasse mich auch nicht darauf ein, mich jeder X-beliebigen Person, die mich zur Rechtfertigung auffordert, Rede und Antwort stehen muss.

Ich muss auch nicht jede Frage beantworten, wenn’s mal wieder darum geht, wie man FLINTA* ausspricht oder wo welche Band-Liste einsehbar ist.

Dialog ja, aber das heißt nicht, dass ich mich auf jede Diskussion einlassen muss, nur weil mein Gegenüber ausgerechnet jetzt Redebedarf zum Thema hat.

Ich stelle auch keine Persil-Scheine aus, für Menschen, die ja unbedingt alles richtig machen wollen, aber aufgrund irgendwelcher Umstände genötigt sind, sich weiterhin wie ein Arschloch zu verhalten.

Lest den Artikel von Fini und Sabrina, er ist großartig! (link)