40. Jahre Rude Boy und Great Rock‘n‘Roll Swindle


Clash oder Sex Pistols?
Jahre Rude Boy und Great Rock‘n‘Roll Swindle


Im Jahr 2020 jähren sich zum 40. mal die Veröffentlichungen der beiden Punkrockfimklassiker „Rude Boy“ und „Great Rock‘n‘Roll“. Der zuerst genannte Film behandelt The Clash; der andere die Sex Pistols. Zwei Bands, die die Spannbreite des klassischen britischen 77er Punk abbilden – zwischen (linker) Politik und Nihilismus. Aus heutiger Sicht sind die beiden Filme als historische Dokumente der britischen Subkultur immer noch von Interesse.

Im Mittelpunkt von Rude Boy steht der Roadie Ray Gange, der damit zm bekanntesten Roadie Englands wurde und selber am Drehbuch beteiligt war. Die namensgebenden Rudeboys tauchen lediglich am Rande auf. Die Geschichte von ihm dient mehr oder weniger nur dazu, Konzertaufnahmen zu zeigen – u.a. von dem Auftritt beim Rock against Racism!-Festival. Vor diesem Hintergrund kommen mehr oder weniger alle großen Hits von The Clash vor. Sie zeigen auch den politischen Charakter der Band, die sich in der Veröffentlichung von Sandinista! manifestierten. Bei „White Riot“ ist als Gast auch Jimmy Pursey (Sham 69) zu sehen. Der Film spricht sowohl die Homophobie in England an als auch die zeitweiligen Erfolge von der rechtsextremen Nationalfront (NF). In den Äußerungen von Ray zeigt sich dabei aber auch immer wieder die unreflektierte Haltung vieler Punks. So moniert er, dass ein Nicht-Weisser „White Riot“ mitsingt oder setzt plump links und rechts gleich. Der Film wurde 1980 für den Goldenen Bär bei der Berlinale nominiert. Vom Erfolg des Films profitierten Joe Strummer und Co. nur indirekt. In späteren Interviews verwiesen sie wiederholt darauf, nicht entlohnt worden zu sein.
Im Gegensatz dazu behandelt der fiktionale Dokumentarfilm „Great Rock‘n‘Roll Swindle“ die Entstehung und Geschichte der Sex Pistols aus der Perspektive ihres Managers Malcolm MacLaren, der für sich in Anspruch nimmt, den Punkrock eingeführt zu haben. Die Aufnahmen von Sid Vicious mit seinem Hakenkreuz-T-Shirt durch das Pariser Viertel Marais, ein, vor allem von Juden bewohnter Bezirk, hat nicht zuletzt zum schlechten Ruf des Punkrocks und zur Einordnung des Punkrocks ins faschistische Milieu von Uninformierten geführt. Sein Auftritt – Frank Sinatras My Way interpretierend, ist da nur ein schwacher Trost.

Neben der Band selber und der damals sehr populären Punkband The Tenpol Tudor tauchen auch damalige A-Promis wie der Bahnräuber Ronald Biggs, mit dem später die toten Hosen auch einen Song eingespielt haben, und der britischen Pornodarstellerin Mary Millington, deren Filme in Zeiten von Youporn eher wie kindliche Doktorspiele wirken. Einiges, damals Provokantes wie die Darstellung von Leuten in Fetischklamotten hat heute natürlich seine Wirkung verloren, aber es kommt auch auf die Aufnahmen von den Konzerten an. Den Film wie auch dessen Nachfolger The Filth & the Fury hat kein geringerer als Julien Tempel gedreht. Dieser hat auch die Doku über Joe Strummer – The Future is unwritten – sowie diverse Sachen für Janet Jackson und Neil Young.

Text von Maurice Schuhmann










.